„Offensichtlich sind viele Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger noch nicht am neuesten Stand der technischen Entwicklung Kachelöfen“, analysiert Schiffert. „Beispielsweise haben sich in den vergangenen 20 Jahren die Emissionswerte der österreichischen Kachelöfen um 85 % reduziert. Allein die Feuerwerke in der Silvesternacht verursachen binnen weniger Stunden mehr Feinstaub als alle österreichischen Kachelöfen in einem Jahr“. Denn moderne, handwerklich gesetzte Kachelöfen erzeugen praktisch keinen Feinstaub und sind mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet. Der Grund dafür liegt in der Verbrennungsoptimierung. Gemeinsame Messungen des Kachelofenverbandes mit dem Österreichischen Institut für Baubiologie (IBO) zur Feinstaubkonzentration in Wohnräumen bei Kachelöfen ergaben während der Heizphase einen Feinstaubmesswert von 13 – 26 µg/m³ und sind damit unbedenklich und durch den Luftwechsel sogar geringer als vor dem Einheizen. Die WHO empfiehlt 50 µg/m³ als Tagesmittelwert. Kachelöfen werden in Österreich fast ausschließlich mit dem UmweltPlus Brennraum gebaut, der die strengen Emissionsgrenzwerte sogar deutlich unterschreitet.
Durch die Verwendung von heimischem Holz funktioniert der Kachelofen CO2-neutral. Das Holz wächst quasi vor der Haustüre in Österreich. Ein m3 Holz erzeugt in der Verbrennung eine Tonne CO2, das wiederum für das Wachstum von Holz notwendig ist.
Autarkes Heizen mit dem Kachelofen
Gerade auch in der kalten Jahreszeit stellt das Heizen und die Warmwassererzeugung im Falle eines Blackouts ein großes Problem dar. Heutzutage kommen viele Heizformen kaum ohne Strom aus: Gasthermen, Wärmepumpen, Pelletsheizungen sind elektronisch betrieben und gesteuert.
„Daher rückt der Kachelofen als nachhaltige, unabhängige Heizform wieder in den Fokus“, erklärt Schiffert. Der Kachelofen ist ein Heizgerät, das völlig autark ohne Strom funktioniert.
Übrigens sind Österreich und Europa zuletzt im Jänner 2021 nur knapp an einem Blackout vorbeigeschrammt. Durch eine Überlastung kam es zu einem Leitungsausfall in Kroatien und in Folge zu Stromausfällen in Südosteuropa. Durch Notall-Mechanismen konnte ein Blackout in ganz Europa verhindert werden.
Die Nutzer*innen von Kachelöfen
Weitverbreitet sind Kachelöfen in Ein- und Zweifamilienhäusern im ländlichen Raum, im Speckgürtel von Wien und den Landeshauptstädten sowie im Altbaubestand der Städte. Ein starkes Interesse am wohligen Raumklima eines Kachelofens besteht schon seit vielen Jahren in der Gruppe der Letzteinrichter (Generation 60+) und der Neubaueinrichter. Die derzeitige Energiekrise lässt zudem bei vielen Besitzer*innen eines langjährig nicht genutzten Kachelofens den Wunsch aufkommen, das gute Stück zu reaktivieren.
Zwei Trends bei Kachelöfen
Kachelherd: Von der Funktionsweise ähnelt er dem Kachelofen mit dem Unterschied, dass er in erster Linie zum Kochen und Backen dient, angenehme Strahlungswärme abgibt und „nebenbei“ die Wohnung wärmt. Denn während des Kochens heizt sich die Speichermasse im Anbauteil des Herdes auf. Mit einem eingebauten Wasserschiff wird auch warmes Brauchwasser erzeugt. Und Speisen, die durch langsames Köcheln ihre Geschmacksnote entfalten, gelingen besonders gut durch die verschiedenen Hitzezonen auf der Herdplatte eines Kachelherdes.
Design: „Fakt ist, dass viele Käufer*innen einen individuellen Kachelofen in den eigenen vier Wänden nutzen wollen. Kein Wunder, dass sich viele Hafner*innen nicht nur als Handwerker sehen, sondern auch als Berater*innen – denn vieles ist heute möglich“, sagt Schiffert. „Denn letztlich ist jeder Kachelofen eine Maßanfertigung.“